,,Ich hasse dich!", keuchte ich. Die Tränen rannen mir über die Wangen. ,,Wie konntest du, wie konntest du mir das antun?! Warum hast du mir nichts gesagt?" Austins Gesicht blieb ausdruckslos, während sich seine blutleere Hand um mein Herz legte. Eiskalt zudrückte. Es quetschte und zermahlte. ,,Du bist mein Bruder! Warum hast du nicht mit mir geredet?"
Inhalt
,,What if we Drown" von Sarah Sprinz, erzählt die Geschichte von Laurie, die nach dem tragischen Tod ihres Bruders einen Neuanfang in Vancouver sucht. Hier wird sie liebevoll von ihren Mitbewohnern aufgenommen und findet schnell Freunde an der University of British Columbia. Unter anderem den angehenden Arzt Sam, der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch als Laurie sich immer mehr in ihr wunderbares neues Leben fallen lässt, holt ihre Vergangenheit sie plötzlich ein und offenbart ausgerechnet Sam als ihren größten Feind ...
Cover und Titel
Die Erscheinung des Buches ist sehr schlicht und etwas düster gehalten, was mich zuerst vom Kauf abgeschreckt hat, da ich lieber feel-good Stories lese. Im Nachhinein gefällt mir das Cover allerdings sehr gut. Es ist geheimnisvoll und spiegelt nur die melancholischen Szenen des Romans wieder, die nicht dominieren.
Der Titel symbolisiert Lauries widersprüchliche Gefühle gegenüber Sam. Einerseits weiß sie, dass Sam irgendwie in die Geschehnisse der Nacht verstrickt ist, in der ihr Bruder gestorben ist, andererseits fühlt sie sich zu ihm hingezogen und nur bei ihm richtig glücklich. Denn erst, wenn sie vollkommen in ihren Gefühlen für ihn ertrinkt, gelingt es ihr, frei zu atmen. Die Frage ,,what if we drown", ist die Frage, die Laurie sich das ganze Buch über stellt. Was wäre denn, wenn sie sich auf Sam einlässt und wenn sie mit ihm ihr Glück findet? Verrät sie dann ihren Bruder? Oder gesteht sie sich einfach das schöne Leben ein, was sie sich verdient hat?
Die Handlung
Man merkt direkt zu Beginn des Buches, dass Laurie immer noch schwer getroffen von dem Tod ihres Bruders ist. Sie ist unsicher und misstraut jeder noch so positiven Veränderung. Dieses Gefühl wird während der ganzen Story aufgegriffen und dadurch erzeugt die Autorin Verständnis für das Verhalten der Hauptperson. Die Liebesgeschichte zwischen Sam und Laurie entwickelt sich zunächst schnell, kommt dann jedoch zu einem abrupten Ende, als Laurie erfährt, dass Sam in der Todesnacht ihres Bruders bei ihm war. Von diesem Zeitpunkt an, ist sie sich nicht sicher, ob sie sich von ihm fern halten oder versuchen soll, die Wahrheit über das Geschehnis herauszufinden. Als Leser fand ich es unglaublich frustrierend, dass Laurie ein riesiges Geheimnis aus der Tatsache macht, dass sie die Schwester des Opfers ist und dies vor Sam verheimlicht. Sie lügt ihn auch weiterhin an, als sie sich unweigerlich näher kommen. Aber gleichzeitig ist das Verständnis für ihren Schmerz und ihre Angst so groß, dass man ihr das Verhalten nicht übel nehmen kann. Stattdessen hofft man die ganze Zeit mit ihr mit, dass Sam ihr letztendlich verzeihen kann.
Eine schöne Erfrischung zu Lauries widersprüchlichen Gefühlen bringen die Nebencharaktere.
Besonders Emmett, einer ihrer Mitbewohner, sorgt für den einen oder anderen lustigen Moment.
Auch interessant ist der Fokus auf das Medizinstudium. Anders als in üblichen NA Geschichten, wird viel über den Inhalt des Studiums und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Sorgen erzählt. Da die Autorin selbst Medizin studiert hat, ermöglicht sie realitätsnahe Einblicke.
Mit all diesen facettenreichen Aspekten ist die Handlung sehr lebendig und spannend gestaltet. Ein absolutes Lesevergnügen!
Die Charaktere
Wie vorhin erwähnt, fand ich es schwer, es Laurie übel zu nehmen, dass sie Sam belügt. Denn in jedem Kapitel lernt man aufs Neue, wie viel ihr ihr Bruder bedeutet hat und wie sehr sie das Familienleben vermisst. Mit dem Medizinstudium lebt sie den Traum ihres Bruders und fühlt sich auch ansonsten dafür verantwortlich, für ihn einzustehen. Deshalb auch die widersprüchlichen Gefühle zu Sam. Indem sie nach und nach die Wahrheit erfährt, beginnt sie zu erkennen, dass man die Welt nicht immer schwarz-weiß sehen kann und dass sie auch ein Recht auf ein glückliches Leben hat.
Diese Entwicklung ist schön zu beobachten und neben ihren persönlichen Gedanken auch darin zu sehen, wie sie langsam die Medizin für sich entdeckt und in ihrem Studium aufblüht.
Sam ist ein unglaublich gutherziger Mensch. Er ist verletzlich und sensibel und versteckt das auch nicht vor Laurie. Gleichzeitig kümmert er sich um sie und ist für sie da.
Auch er hat durch seine Erlebnisse traumatische Erfahrungen gesammelt und deshalb ist es umso bewundernswerter, wie entschlossen er ist, mit seinem Medizinstudium anderen Menschen zu helfen. Er lernt mit größter Leidenschaft und hilft Laurie dabei, ihren ganz persönlichen Weg in der Medizin zu gehen.
Für mich ist er der perfekte Bookboyfriend!
Emmett als Nebencharakter habe ich ja schon erwähnt und er ist und bleibt mein Liebling! Im zweiten Teil geht es um ihn und deshalb kann ich es kaum erwarten ,,What if we Stay" zu lesen. Aber auch Lauries andere Freunde sind unglaublich lieb. Hope, die auch in der WG von Emmett und Laurie lebt und Amber, Lauries beste Freundin aus Toronto, sind mir ans Herz gewachsen.
Selbst die Familien von Sam und Laurie sind sympathisch und geben der Story einen zusätzlich liebevollen Touch.
Der Schreibstil
Ich fand den Schreibstil ganz besonders. Er ist sehr angenehm und im Laufe der Zeit habe ich nach und nach wahrgenommen, mit wie viel Liebe zum Detail das Buch geschrieben ist. Die spannenden Szenen wurden durch den richtigen Wortlaut noch spannender, die traurigen Stellen haben genau den erwünschten Grad an Melancholie erzeugt und die romantischen Szenen waren unglaublich liebevoll und haben einem das Herz erwärmt. Ich will noch ganz viele weitere Bücher von Sarah Sprinz lesen, allein wegen ihres Schreibstils!
Meine Stimmung beim Lesen
Ich habe mich schnell in die Geschichte eingefunden und fand es gut, dass die Handlung direkt an Fahrt aufgenommen hat. Entgegen meinen Befürchtungen war das Buch gar nicht so traurig. Es gab natürlich Stellen, die mich melancholisch gestimmt haben, aber genauso gab es Szenen, die mir ein positives Gefühl gegeben haben. Überwogen hat auf jeden Fall die Spannung. Ich habe die ganze Zeit mit Laurie mitgefiebert und mit ihr gemeinsam gehofft. Am Ende sind bei mir sogar fast die Tränen geflossen, weshalb, müsst ihr selbst herausfinden. :)
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